Die NFLE baut fertig Spieler in komplizierte Systeme ein, während die 5. Liga Leute von der Straße zu Footballspielern macht.
Ich will Dir in den anderen Punkten nicht widersprechen, aber dieser Punkt stimmt nicht unbedingt.
Die Frage ist, was mute ich meinen Spielern zu, was verkaufe ich ihnen wie, und wieviel Personal/Zeit habe ich dafür.
Ich war 2002 im NFLE Trainingslager in Tampa als Teilnehmer des "International Coach" Programms. In deren Pass-Offense hatten sie zwar einige Spielzüge, aber die Reads (also das, was das System aus macht) für QBs, WRs, TEs waren teilweise einfacher als das, was meine Jugend 2003 gespielt hat. Und mit 1650 Passing Yards in 8 Spielen sahen wir damit gar nicht schlecht aus.
Ich hatte damals aber 8-10 Backfielder, die immer beim Training waren, 2 wöchtenliche Trainings und eine Theorie-Einheit mit Videoanalysen vom Training, etc. Wir hatten 4 Coaches (2 Defense, 1 Line, und ich fürs komplette Off-Backfield) und somit nicht viel Zeit viele Plays einzubringen. Also hatten wir 4-5 Passspielzüge und dazu einige wenige simple Laufspielzüge (die auch so an die 6-7yds je Play im Saisonschnitt einbrachten).
Aber die Reads und Adjustments waren nicht wirklich weniger als bei den Profis. Nur haben die durch die Kadertiefe und den Zeitrahmen 15-20 Pass Plays aus diversen Personal-Gruppen und nochmal 5-7 Runs (ist schon wenig) gehabt.
Ich habe von vielen gehört, dass wir lieber hätten was einfacheres spielen sollen, dann hätten wir auch mehr gewonnen (sind 3. in der Aufbauliga geworden, weil anfänglich das Timing und später unsere Defense fehlte). Aber ich denke, dass die Jungs deutlich was in Sachen Footballverständnis und Technik gelernt haben. Und das ist doch eigentlich der Grund, warum es Nachwuchsfootball gibt. Damit sie in den Herrenmannschaften gut ausgebildet spielen können.
Heute sieht es anders aus. Heute coache ich als Offense Coordinator in einer Spielgemeinschaft, die nur 1x wöchentlich miteinander trainiert.
Eine Videoanalyse geht hier schlecht, also versuche ich das anhand von 10-30 Seiten langen Power Point Präsentationen den Spielern Stück für Stück klarzumachen, und es scheint zu funktionieren. Neue Reads sind in einem Training drin, wo ich vorher 2-3 brauchte (gemessen am Verständnis der Backups. Die Starter wussten meist eh alles beim ersten mal).
Aber die Tiefe der Reads kann ich nicht mehr spielen. Wo wir früher die komplette Defense gelesen haben, "keyen" wir jetzt nur 1-2 Defender und Adjusten nur im Notfall.
Wenn man alles am reinen Erfolg misst, dann ist mein Weg hier sicher falsch, wenn ich aber sehe was die Spieler an Verständnis dadurch bekommen und was ihnen das später in der RL oder höher hilft, dann ist es sicher nicht verkehrt.
Gerade in früheren Gesprächen mit Coaches hörte ich immer, dass (übertriebenes Zitat) "die Spieler eh zu blöd für ein mehr-als-Standard-Playbook sind"... ich denke da eher, dass man Spieler fordern und fördern muss.