Gladiatoren, Fairness und der Gegenspieler
Gladiatoren, Fairness und der Gegenspieler
Gladiatoren im römischen Kolosseum?
Sie nennen sich bevorzugt Spartaner, Trojaner, Wikinger, Legionäre. Footballteams geben sich mit voller Absicht Namen mit kämpferischem bis kriegerischem Beiklang.
Es gibt unter ihnen auch die Löwen, Tiger, Panther, Seefalken und viele andere Tiere, die man gerne mit Attributen wie wild, kompromisslos und wehrhaft verbindet. Geschöpfe, jederzeit bereit, sich auf ihre Beute oder einen Gegner zu stürzen.
Das ist das Bild, das sich Footballteams bewusst in der Öffentlichkeit und bei den Fans geben wollen. Ein griffiger Name ist gut für die Identifikation des einzelnen Spielers, ja auch des Fans, mit seiner Mannschaft und seinem Verein. Dieser Name soll wie ein Schlachtruf den Gegner beeindrucken, ihm im übertragenen Sinne das Fürchten lehren.
Hat hier jemand etwa schon von den Marburg Marienkäfer oder den Jenaer Jesuiten gehört? Warum wohl nicht?
Nun geht Anfang Oktober ein Profispieler der NFL, nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden eines Gegenspielers und den hämischen Reaktionen der Fans hierauf, an die Öffentlichkeit und stellt sinngemäß klar:“Wir sind keine Gladiatoren im römischen Kolosseum!“. Finde ich da etwa plötzlich einen Widerspruch? Nein, ganz sicher nicht!
Alle schmissigen Attribute beziehen sich nämlich auf den Sport! Nicht auf das wahre Leben abseits des Spielfeldes. Kampf, voller Einsatz, Leiden für den Sieg - alles auf diesem einen Spielfeld! Zu dieser einen Zeit! Nicht in der Kabine, auf dem Gang zur Dusche oder morgen beim Bäcker!
Die einzigen Blessuren sollten blaue Flecken, leichte Prellungen oder gar Muskelkater sein, kalkulierbar ungefährlich. Jede Verletzung darüber hinaus sollte erstens, ausschließlich fahrlässig im Rahmen der offiziellen Regeln passiert sein und zweitens, selbst in dieser „harten Männersportart“, niemals ein Grund zur Freude eines anderen werden.
Football ist für mich weiterhin der fairste Sport der Welt. Der Gegenspieler wird getackelt, geblockt oder sonstwie zu Boden gebracht, er frisst Gras, ist am Ende seiner Kräfte. Ist der Spielzug jedoch beendet, scheint es mir eine ehrenwerte Geste, ihm die Hand zu reichen und ihm aufzuhelfen. Er ist kein Feind und es gibt keinen Hass. Ganz im Gegenteil, es gibt entgegen der Mehrheit aller anderen Menschen sogar eine wichtige Gemeinsamkeit: Er liebt American Football!
Aber ebenso ehrenwert scheint es mir, die gereichte Hand nicht abzuweisen. Dann folgt ein nächster Spielzug, alles ist wieder offen, wer wird dieses Mal vielleicht zu Boden gehen?
Sie nennen sich bevorzugt Spartaner, Trojaner, Wikinger, Legionäre. Footballteams geben sich mit voller Absicht Namen mit kämpferischem bis kriegerischem Beiklang.
Es gibt unter ihnen auch die Löwen, Tiger, Panther, Seefalken und viele andere Tiere, die man gerne mit Attributen wie wild, kompromisslos und wehrhaft verbindet. Geschöpfe, jederzeit bereit, sich auf ihre Beute oder einen Gegner zu stürzen.
Das ist das Bild, das sich Footballteams bewusst in der Öffentlichkeit und bei den Fans geben wollen. Ein griffiger Name ist gut für die Identifikation des einzelnen Spielers, ja auch des Fans, mit seiner Mannschaft und seinem Verein. Dieser Name soll wie ein Schlachtruf den Gegner beeindrucken, ihm im übertragenen Sinne das Fürchten lehren.
Hat hier jemand etwa schon von den Marburg Marienkäfer oder den Jenaer Jesuiten gehört? Warum wohl nicht?
Nun geht Anfang Oktober ein Profispieler der NFL, nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden eines Gegenspielers und den hämischen Reaktionen der Fans hierauf, an die Öffentlichkeit und stellt sinngemäß klar:“Wir sind keine Gladiatoren im römischen Kolosseum!“. Finde ich da etwa plötzlich einen Widerspruch? Nein, ganz sicher nicht!
Alle schmissigen Attribute beziehen sich nämlich auf den Sport! Nicht auf das wahre Leben abseits des Spielfeldes. Kampf, voller Einsatz, Leiden für den Sieg - alles auf diesem einen Spielfeld! Zu dieser einen Zeit! Nicht in der Kabine, auf dem Gang zur Dusche oder morgen beim Bäcker!
Die einzigen Blessuren sollten blaue Flecken, leichte Prellungen oder gar Muskelkater sein, kalkulierbar ungefährlich. Jede Verletzung darüber hinaus sollte erstens, ausschließlich fahrlässig im Rahmen der offiziellen Regeln passiert sein und zweitens, selbst in dieser „harten Männersportart“, niemals ein Grund zur Freude eines anderen werden.
Football ist für mich weiterhin der fairste Sport der Welt. Der Gegenspieler wird getackelt, geblockt oder sonstwie zu Boden gebracht, er frisst Gras, ist am Ende seiner Kräfte. Ist der Spielzug jedoch beendet, scheint es mir eine ehrenwerte Geste, ihm die Hand zu reichen und ihm aufzuhelfen. Er ist kein Feind und es gibt keinen Hass. Ganz im Gegenteil, es gibt entgegen der Mehrheit aller anderen Menschen sogar eine wichtige Gemeinsamkeit: Er liebt American Football!
Aber ebenso ehrenwert scheint es mir, die gereichte Hand nicht abzuweisen. Dann folgt ein nächster Spielzug, alles ist wieder offen, wer wird dieses Mal vielleicht zu Boden gehen?
Re: Gladiatoren, Fairness und der Gegenspieler

spontan und ohne Zusammenhang, einfach mal hingeklatscht....ABER:
http://www.youtube.com/watch?v=pqVFoKFpZNs
Re: Gladiatoren, Fairness und der Gegenspieler
Also ich sehe da durchaus einen Zusammenhang!
Ich habe zwar in meinem Artikel offenbar die ganzen positiven Aspekte ausgelassen, aber das werde ich bei nächster Gelegenheit nachholen.
Der Spot ist total treffend und gibt den Charakter dieser Sportart gut wieder. Schade, dass es kommerziell ist, aber dadurch ist er ja nicht schlecht.
Ich habe zwar in meinem Artikel offenbar die ganzen positiven Aspekte ausgelassen, aber das werde ich bei nächster Gelegenheit nachholen.
Der Spot ist total treffend und gibt den Charakter dieser Sportart gut wieder. Schade, dass es kommerziell ist, aber dadurch ist er ja nicht schlecht.
Re: Gladiatoren, Fairness und der Gegenspieler
Ist das ernst gemeint?Oranje hat geschrieben:Ist der Spielzug jedoch beendet, scheint es mir eine ehrenwerte Geste, ihm die Hand zu reichen und ihm aufzuhelfen. Er ist kein Feind und es gibt keinen Hass.

Ne, also...alles was recht ist...aber das geht irgendwie zu weit.

Re: Gladiatoren, Fairness und der Gegenspieler
Ich finde man muss da ganz klar differenzieren.
Natürlich darf ich meinen Gegenspieler hassen und natürlich ist er mein Feind, mindestens 4*12 Minuten Spielzeit. Ich habe auch kein Problem, wenn ein Haufen Trashtalk auf dem Platz passiert, hauptsache alles was danach kommt bleibt im "fairen Rahmen" - d.h. für mich: keine Aktionen mit Verletzungsabsicht. Ansonsten ist für mich alles im "grünen Bereich" und alles was nicht ganz regelkonform ist, wird hoffentlich auf beiden Seiten vom Ref bestraft.
Nach dem Spiel hat man die Größe und gibt sich die Hand, je nachdem trinkt man ein Bier zusammen und die Welt ist wieder in Ordnung...bis zum nächsten Aufeinandertreffen!
Natürlich darf ich meinen Gegenspieler hassen und natürlich ist er mein Feind, mindestens 4*12 Minuten Spielzeit. Ich habe auch kein Problem, wenn ein Haufen Trashtalk auf dem Platz passiert, hauptsache alles was danach kommt bleibt im "fairen Rahmen" - d.h. für mich: keine Aktionen mit Verletzungsabsicht. Ansonsten ist für mich alles im "grünen Bereich" und alles was nicht ganz regelkonform ist, wird hoffentlich auf beiden Seiten vom Ref bestraft.
Nach dem Spiel hat man die Größe und gibt sich die Hand, je nachdem trinkt man ein Bier zusammen und die Welt ist wieder in Ordnung...bis zum nächsten Aufeinandertreffen!
Re: Gladiatoren, Fairness und der Gegenspieler
Ich finde man übertreibt beim American Football in Deutschland, was den Fairnessgedanken angeht, ein wenig. Ich finde es zum Beispiel in Ordnung, wenn sich die Offense über einen schönen Touchdown mal ein wenig übertriebener mit einer einstudierten Celebration freut oder ein Linebacker sich über seine gelungene Aktion, zB seinen QB Sack im 3. Versuch oder seinen Tackle am RB im Backfield, lautstark und übertriebener freut.
Habe schon oft genug erlebt, dass da die kleinsten Aktionen direkt ermahnt/bestraft werden, was ich nicht vollständig nachvollziehen kann. American Football lebt von diesen Emotionen, die der Zuschauer meiner Meinung nach auch erleben will. Da immer direkt auf Verhöhnung des Gegners zu schließen, ist falsch und maßlos überzogen.
Habe schon oft genug erlebt, dass da die kleinsten Aktionen direkt ermahnt/bestraft werden, was ich nicht vollständig nachvollziehen kann. American Football lebt von diesen Emotionen, die der Zuschauer meiner Meinung nach auch erleben will. Da immer direkt auf Verhöhnung des Gegners zu schließen, ist falsch und maßlos überzogen.
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- DLiner
- Beiträge: 104
- Registriert: Mo Jul 27, 2009 21:11
Re: Gladiatoren, Fairness und der Gegenspieler


Wer aber erst einen Salto in die Endzone macht und danach noch den Gegner beschimft, der hat es dann halt nicht anders verdient

Re: Gladiatoren, Fairness und der Gegenspieler
...und wo, lieber Clydefrog, ist da nun genau der Widerspruch zu dem, was ich geschrieben habe???
Von "übertriebener Freude" und der Sanktion solcher habe ich an keiner Stelle etwas gesagt, geschweige
denn bemängelt.
Und Emotionen habe ich keineswegs verdammt, nur einige unsportliche und unangebrachte.
Hass, Feindschaft und Verachtung sind etwas anderes als Ehrgeiz, Leidenschaft und sportlicher Kampfgeist.
Von "übertriebener Freude" und der Sanktion solcher habe ich an keiner Stelle etwas gesagt, geschweige
denn bemängelt.
Und Emotionen habe ich keineswegs verdammt, nur einige unsportliche und unangebrachte.
Hass, Feindschaft und Verachtung sind etwas anderes als Ehrgeiz, Leidenschaft und sportlicher Kampfgeist.
Re: Gladiatoren, Fairness und der Gegenspieler
Bitte mal im direkten Vergleich zu #1 lesen!hauptsache alles was danach kommt bleibt im "fairen Rahmen" - d.h. für mich: keine Aktionen mit Verletzungsabsicht. Ansonsten ist für mich alles im "grünen Bereich" und alles was nicht ganz regelkonform ist, wird hoffentlich auf beiden Seiten vom Ref bestraft.
Nach dem Spiel hat man die Größe und gibt sich die Hand, je nachdem trinkt man ein Bier zusammen und die Welt ist wieder in Ordnung...bis zum nächsten Aufeinandertreffen!
Re: Gladiatoren, Fairness und der Gegenspieler
nur weil ich einen beitrag über ein thema, das von dir eröffnet wurde, schreibe, heißt das nicht automatisch, dass ich dir widerspreche? 

Re: Gladiatoren, Fairness und der Gegenspieler
DAS kann man nun schon als Widerspruch verstehen, was ja grundsätzlich auch nicht schlimm wäre...Ist das ernst gemeint?
Ne, also...alles was recht ist...aber das geht irgendwie zu weit.
Oder habe ich den "Ironie-Modus EIN"-Button zwischen den Zeilen nicht erkannt?
