Vorstandsmitglied wegen Untreue angezeigt
15.10.2008
Sie gelten als harte Jungs, die sich nicht so leicht umwerfen lassen. Derzeit wanken die Backnang Wolverines aber kräftig. Ein Vorstandsmitglied der American Footballer soll Geld veruntreut und damit 12000 Euro Schaden verursacht haben. Der Vorsitzende Marc Herbst und seine Mitstreiter erstatteten jedenfalls Anzeige gegen ihren Ex-Kollegen.
VON UWE FLEGEL
Als sei der letzte Platz in der Oberliga nicht schon schlimm genug, plagen die Wolverines nun auch noch finanzielle Sorgen. Ein Mitglied des fünfköpfigen Vorstands hat sich offenbar auf Französisch verabschiedet. „Er ist abgehauen“, berichtet der Vorsitzende Marc Herbst und fügt hinzu: „Trikots und andere Ausrüstungsgegenstände hat er mitgenommen“. Was sein früherer Mitstreiter dagegen hinterlassen habe, seien unter anderem offene Rechnungen. Zum Beispiel für Trainingsanzüge, die der Funktionär auf eigene Faust bestellt habe. Die Kleidung haben die Spieler erhalten und jenem Noch-Vorstandsmitglied auch bezahlt, sagt Herbst. Bei der Sportartikelfirma sei das Geld aber nie angekommen. Die Rechnung soll nun der Verein übernehmen, erklärt der Vorsitzende und berichtet, dass die Sache mit den Trainingsanzügen nicht der einzige Alleingang des Beschuldigten gewesen sei.
Herbst und Monika Kitzinger, Trainerin der Cheerleader der Wolverines, rechnen mit 12000 Euro Schaden. Für Herbst ein Betrag, der zwar nicht den Bankrott der Backnanger Footballer bedeutet. Aber zwei, drei Jahre dauere es, bis der Verein finanziell alles wieder im Lot habe. Eng wird’s in der Zeit vor allem im Nachwuchsbereich. „Wenn wir Pech haben, müssen wir dort Angebote einstellen. Dabei lief es gerade in der Jugend vergangene Saison gut. Vor allem bei den Peewees, der Nachwuchsgruppe der Cheerleader, und im Flag-Football hatten wir zuletzt einigen Zuwachs“, berichtet Herbst. Auch sportlich klappte es dort. Nur ein Spiel verlor der Nachwuchs, der Zweiter wurde. Das erste Mal sollte nun sogar ein jüngeres Jugendteam in der sogenannten Jugendliga B mitspielen. Das wird nichts. Dem Verein fehlt Geld für die Ausrüstung der Jugendlichen. 300 bis 400 Euro pro Spieler für Helm, Schulter- und sonstige Polster sind nicht mehr drin. Auch Sondertraining und Lehrgänge mit ausgewählten Übungsleitern für die Cheerleader stehen auf der Kippe, sind Hallenmiete und Trainerkosten doch teuer. Für die Wolverines derzeit zu teuer.
Ans Aufgeben denken Herbst und seine Mitstreiter jedoch nicht. Sie kämpfen. Deshalb haben sie ihren Vorstandskollegen angezeigt. Wobei der Chef der Wolverines weiß, dass der Verein auf dem Schaden dennoch wohl sitzen bleibt. Die 120 Mitglieder werden über die brisante Situation am Freitag, 17. Oktober, ab 18.30 Uhr im Backnanger Vis a Vis informiert. Eine Woche später findet an gleicher Stelle ab 19.30 Uhr die ordentliche Jahreshauptversammlung statt, bei der Wahlen anstehen.
Für Marc Herbst ist klar: Er und Kassiererin Susanne Wesemann machen ebenso wie Cheerleadersprecher Dietmar Kitzinger weiter. Dass er und seine Kollegen im Ausschuss viel und schwierige Arbeit vor sich haben, weiß der Vorsitzende. Vor allem weil die Wolverines Aktionen geplant haben, mit denen dringend benötigtes Geld in die Kasse kommen soll. Zum Beispiel mit Teilnahme an Flohmärkten, auf denen Dinge zugunsten des Vereins verkauft werden. Oder mithilfe von Blutspenden. Spieler, Cheerleader und Funktionäre lassen sich im Stuttgarter Katharinenhospital anzapfen. Die Prämie dafür geht an den Klub. Der baut übrigens auch auf Biertrinker. Beim Getränkecenter W.S. stehen noch 60 Kisten eines eigens gebrauten Wolverines-Bier. Der Rest von einst 360 Kisten muss bis 10. November weg sein, sonst werden sie den Wolverines berechnet. Und die sind bekanntlich klamm. Um Letzteres möglichst schnell zu ändern, hoffen Backnangs Footballer außerdem auf Spenden (Kreissparkasse Waiblingen, Konto-Nummer 872 111). Weitere Informationen gibt’s per E-Mail bei
marc.herbst@bk-wolverines.de.